Eins vorweg: Ich liebe meine Kund*innen – sehr sogar. Die meisten sind genial, offenherzig, wertschätzend, engagiert und immer bereit für die beste Idee. Doch logisch, dass über 20 Jahre im Leben einer Copywriterin Spuren hinterlassen.
Von Zeit zu Zeit begegne ich strategischen und kreativen Albträumen, bei denen selbst erfahrene Texter*innen wie ich Gänsehaut bekommen. Und bei denen ich mich frage: “Ist das noch Projektarbeit oder schon ein beginnender Horrortrip?”
Und weil heute Nacht Halloween war, dachte ich: Es ist mal Zeit für ein bisschen Schaudern aus dem textmagie Büro. Falls du dich gestern also noch nicht richtig gegruselt hast – hier kommt Nachschub:
Vorhang auf für die 7 gruseligsten Kund*innen. Kein Wunder, dass sich da so manches Projekt lieber vor Angst im Schrank versteckt.
(SFX: Mystische Musik mit dumpfen Kirchturmglocken erklingt. Die Temperatur sinkt ab. Ein schleimiger, grüner Nebel steigt fordernd vom Boden auf. Nach und nach hüllt er dich ein.)
🧛🏻♂️ 1. Der Ideen-Vampir
“Ich hab da was gesehen – das können wir doch genauso machen!”
Kompromisslos saugt er jede fremde Idee an, bis sie leblos am Boden liegt. Kein eigenes Branding, keine eigenen Ideen, kein Kontext, kein roter Faden. Hauptsache es glitzert nur kurz im Dunkeln. Mit Kreation und nachhaltiger Strategie hat das wenig zu tun, eher mit blindem Aktionismus bei Vollmond. Dieser Archetyp nimmt guter Arbeit den Biss. Wenn man Glück hat, verschwindet er bei Sonnenaufgang ganz schnell. Doch hinterlässt Copy-Paste-Thriller!
2. Der Deadline-Zombie
“Wir brauchen da was Neues, ganz fix und dringend – am besten bis gestern!”
Unkontrolliert und unkoordiniert stürmt er in Termine, schleicht sich in dein privates WhatsApp und macht Alarm im Postfach. Seine Betreffzeilen beginnen gerne mit “EILIG” und enden nicht selten mit diversen Ausrufezeichen. Planung? Fehlanzeigen. Alles ist “mega wichtig”, weniges ist durchdacht. Mit ihm zu arbeiten, das heißt: Adrenalin und Schlafentzug pur. Kurz bevor Projekte zum Horror werden, hat er garantiert seine Klauen ihm Spiel. Achte mal drauf.
👹 3. Das Micro-Monster
“Nur ne kleine Änderung: Ein, zwei Formulierungen … oder drei Seiten!”
Unaufhörlich knabbert das Micro-Monster am Text, taucht ständig auf und ist nervös. Kaum glaubt man, die Kampagne steht, kommt das nächste „winzige“ Feedback. Schwupps, schon ist aus der kleinen Änderung ein ganzes Labyrinth geworden. Das Micro-Monster nimmt der Idee durch zig Änderungen ihre Klarheit und Prägnanz. Damit sorgt es dafür, dass selbst starke Texter*innen zusammenzucken und in Schockstarre verfallen.
4. Der grässliche Ghoster
” …”
Nach 163 Telefonaten und E-Mails, nach einem Workflow mit diversen Extraleistungen, nach Übersendung der finalen Texte – plötzlich: Stille. Der grässliche Ghoster verschwindet so schnell, wie er da war. Kein Feedback, kein Danke. Ein Frösteln und drängende Fragen bleiben: “Was habe ich nicht klar kommuniziert? Wann ist die Verbindung abgerissen?” Den Ghoster erkennst du erst, wenn er sich zeigt. Nur die Zeit und Erfahrung heilt hier die Wunden.
5. Der Dauer-Drängler
“Wollte nur kurz hören, wie der Stand ist …”
Immer wenn du gerade im Flow bist, immer wenn es grade richtig gut läuft, ruft er an – und stört. Ein Video-Call hier, eine dezente WhatsApp da. Lieblings-Wortbaustein: “nur kurz”. Doch in Wahrheit kann er die Kontrolle nicht abgeben, zieht dich ständig in seinen Gedankenstrudel hinein und unterbindet damit deinen kreativen Flow. Nach dem 13. “Nur kurz” denkst du dir: Universum schick mir ein Funkloch. Der Dauer-Drängler ist Copywriting-Albtraum pur.
6. Der Feedback-Verweigerer
“Irgendwie … vielleicht?! Mach einfach mal und wir sehen dann!”
Klare Richtung, feste Strategie? Nope! Erst hüllt sich der Feedback-Verweigerer in Nebelschwaden aus unkonkreten Wortbausteinen. Dann ist es nicht das, was er sich vorgestellt hat. Ein schriftliches Briefing? Fehlanzeige. Er arbeitet gerne auf Zuruf – so kann man seine Entscheidungen am Ende nur schwer widerlegen. Und wenn etwas nicht läuft, sind oft die anderen schuld. Hier hilft nur Augen zu – und immer neue Lichtstrahlen ins Dunkel senden.
7. Der Schnäppchen-Troll
“Für das bisschen Text? Dann mach ich es mit KI!”
Der Schnäppchen-Troll hat den Wert von genialem Wording noch nicht verstanden. Gerne vergleicht er Äpfel mit Birnen – und verhandelt jede Zeile. Auch erwartet er, dass man ihm immer entgegenkommt. Doch Marketing, das nichts kostet, ist wie auf Erfolg zu hoffen, für den man nichts tut. Texte, die Vertrauen aufbauen und Strategien, die echte Kund*innen bringen, entstehen nicht im Discounter. Darum gib ihm Saueres – und kümmer dich um deine Süßen.
Bonus: Der Superschocker
“Ich brauch die Kampagne komplett bis morgen – Budget mal gucken!”
Der Superschocker, der auch eine Superschockerin sein kann, vereint alle 7 Gruselarchetypen in einer Person: unkonkret, fordernd, unvorbereitet, geht über Leichen, ist immer unter Zeitdruck und dazu ist ihm dein Leben und Terminkalender völlig egal. Das einzig Gute: Durch ihn lernst du, dass Neinsagen auch eine Form von Professionalität ist – und in diesem Fall die beste Spukabwehr. Viel Glück – und immer etwas Knoblauch neben die Tastatur legen.
Na, gruselst du dich schon?
Natürlich sind das Extreme – und passend zu Halloween habe ich das Thema in Szene gesetzt. Doch Hand aufs Herz: Viele dieser Eigenarten begegnen uns allen mal. Die einen erkennen wir früher. Die anderen erst, wenn’s zu spät ist.
Auch ich trage das eine oder andere Körnchen in mir! Doch auf was ich wirklich stolz bin: Auch nach 20 Jahren kämpfe ich als Copywriterin und Markenstrategin noch immer für die beste Idee – und nicht für den einfachsten Weg.
Denn ich weiß: Texte, die wirklich etwas bringen und Konzepte, die wirken – da steckt Blut, Schweiß und manchmal auch Tränen drin. Für solche Texte und geniale Kund*innen gebe ich alles.
Wenn du ein Business führst, das Wert auf starke Positionierung und strategische Statements legt, die langfristig für dich und deine Marke arbeiten:
Wenn meine Kund*innen Gänsehaut bekommen, dann nur vor Begeisterung oder weil wir gemeinsam neue Märkte und Nischen erobern – ganz ohne Monster-Horror-Show.